Donnerstag, 17. Mai 2018
Der Tag begann wie jeder von den
vorigen, die wir in der Ukraine, in Lemberg, verbracht hatten: Es gab ein
bisschen Regen in der Frühe und mit Frühe meinen wir wirklich sehr früh, da wir
auch unsere Zeit in der Ukraine ganz und gar ausnutzen wollten. Auch an diesem
Morgen, dem 17.05.2018, haben wir unser Hostel nach dem Frühstück verlassen und
uns zusammen mit den ukrainischen Studenten und Professoren auf den Weg nach Drohobytsch
gemacht. Die Busfahrt war nicht lang und auch nicht anstrengend. Was heute eine
Neuheit war, ist unser Begleiter, es war nämlich Lyubomyr Borakovskyy, auch ein
Professor der Universität in Lemberg.
Unsere erste Station in Drohobytsch
war die österreichische Bibliothek. Dort haben sie uns prächtig empfangen, es
waren auch Schüler anwesend, mit denen wir ins Gespräch kommen konnten, es hat
etwas zu essen gegeben und Kaffee und Wasser zu trinken. Danach hat uns Jaroslaw
Lopuschanskyj willkommen geheißen und in kurzen Punkten seine Stadt und die
Arbeit, welche er leistet, vorgestellt. Das wurde dann mit alten Bildern in
Form einer Präsentation noch verdeutlicht, wobei der Ton fehlte, aber Jaroslaw
war auch in diesen Momenten sehr behilflich. Bevor wir unsere Reise fortgesetzt
haben, kam es noch zum Austausch der Geschenke zwischen unserem Professor
Preljević und dem Herrn Lopuschanskyj,
wobei wir Studenten viele Bücher bekommen haben, die wir auch mit vielen
Erinnerungen an diesen Ort lesen werden. Nach einigen gemeinsamen Fotoaufnahmen
haben wir uns auf den Weg in die Stadt gemacht. Denn es war einiges noch
geplant, wie der Besuch des Museums von Bruno Schulz oder der Holzkirche und
der Synagoge.
Doch erstmals war es Zeit für
das Mittagessen und wir alle zusammen haben uns in ein wurderschönes Restaurant
begeben, wo wir alle vermischt gesessen, gegessen und geredet haben. Professor Lyubomyr
Borakovskyy saß an einem Tisch mit uns und war uns sehr behilflich und er war
sehr unterhaltsam. Er weihte uns in die ukrainische Küche ein und sprach über
die jeweiligen Gerichte. Nach dem Dessert begaben wir uns in das Stadtzentrum.
Dann gingen wir weiter und
machten einen Exkurs in eine Kirche, die versucht, ihre Schönheit (von innen)
zu bewahren, aber ihre Vergänglichkeit doch ins Auge fällt. Ein älterer Mann,
der uns reingelassen hat, versuchte mit uns zu sprechen, jedoch war kein
Ukrainer mehr anwesend (alle sind schon nach draußen gegangen), um uns seine Worte
zu übersetzen. Allerdings haben wir es geschafft einiges zu verstehen; der Mann
sprach über die Kirche, wie sie beraubt wurde und wie sich der Staat jetzt
nicht mehr um sie kümmern möchte. Man lebt von der Güte der Menschen, also davon,
was man spendet.
Des weiteren spazierten wir
durch eine Straße, die für einen bestimmtem Besuch in der Zeit der Monarchie angelegt
wurde. Dabei betrachteten wir bestimmte Gebäude, über die wir auch einiges
erfahren haben. Dann kamen wir zu einem grünen Haus, nämlich dem Museum von
Bruno Schulz.
Wir gaben uns da hinein, um ihn näher kennenzulernen. Im Museum
erzählte uns der ehrenwerte Dozent Lopuschanskyi die kurze aber in der Tat
produktive Lebensgeschichte von Schulz. Als die Nazis 1941 in Galizien
eindragen, waren die ansässigen Juden leichte Beute für Hitler-Schergen und
ihre einheimischen Komplizen. Schulz hatte, im Gegensatz zu seinen Landsleuten,
das Glück von einem der führenden SS-Leute als „Sklave“ gehalten zu werden.
Felix Landau nutzte ihn um das kulturelle Leben seines Anwesens auf Vordermann
zu bringen bzw. er zeichnete und spielte Klavier für ihn. Obgleich es auf den
ersten Blick schien, als würde er diesen Pogrom unbeschadet überstehen, hatte
das Schicksal andere Pläne für ihn. Als Rache für die Ermordung eines
Judensklavens seitens Landau, hat Schulz ein SS-Offizier auf offener Straße
erschossen. So in etwa will man es gesehen haben. Davon einmal abgesehen, gibt
es noch ein paar Theorien wie es dazu gekommen ist, aber darauf wollen wir hier
nicht näher eingehen. Eines bleibt sicherlich bestehen, das Werk und Leben
dieses galizischen Titanen wird für immer in den Erinnerungen jener bestehen,
die ihn zu schätzen gelernt haben. Übrigens wurde an der Stelle wo er
erschossen wurde, in Drohobytsch eine Gedenktafel in den Fußsteig eingebettet.
Seine Stadt wird ihn nie vergessen.
Jetzt war es wieder Zeit in den
Bus zu steigen, aber wir befanden uns darin nicht zu lange. Unsere nächste
Station war die Holzkirche. Faszinierend, eine ganze Kirche aus Holz, die noch
dazu keine Nägel in sich hat. Die Gänsehaut war nicht zu vermeiden, als wir
darin eintraten und uns wunderten, wie sie überhaupt steht. Die St.-Georg-Holzkirche
wurde im Sommer 2013 auf die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen und nicht
ohne Grund. In ihrem Inneren befinden sich Wandmalereien aus dem XVII.
Jahrhundert.
Wieder sich im Bus befindend
haben wir keine Zeit gefunden, um das, was wir gekauft haben, auch zu
betrachten, da eine Kaffeepause folgte. Während der Kaffeepause machten sich
ein paar von uns auf den Weg in das nicht weit entfernte Stadtzentrum, um es
noch einmal mit den Augen zu erfassen. Wir schafften es sogar auf den Turm des
Rathauses zu steigen, der nicht so hoch ist wie der Turm in Lemberg, aber doch
nicht für diejenigen ist, die Höhenangst haben.
Die Synagoge guckten wir uns
kurz von den Fenstern unseres Busses an, und dann mussten wir uns schweren
Herzens von Jaroslaw Lopuschanskyj verabschieden. Danach fuhren wir wieder
zurück nach Lemberg und genossen den freien Abend.
Von Zerina Polutak und
Zlatan Oručević
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