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Erinnerungsspuren 1918-2018: Marienhof



Marienhof, 1918
Ich ging in den frühen Morgenstunden aus dem Hause, wie ich es üblicherweise immer mache. Der Duft der frischgebackenen Semmel, typisch fur Ilidza, versüsste die frische Frühlingsluft drastig. Mit der Elektrischen ging es dann die Haupstraße in Richtung Baščaršija. Die Menschen waren drauf und dran mit ihren morgendlichen Tätigkiten anzufangen. Am Marienhof angekommen erstaunte mich dieses Gebäude immer wieder von neuem. Als Residenzialbau erdacht, gestattete August Braun den Kleinhändlern im Erdgeschoss dieses prächtigen Baus ihren Tätigkeiten nachzugehen. Links und rechts um das Schloss wurden prächtige Gartenanlagen angelegt, bei deren Anblick man sofort an die venezianischen Ebenbilder erinnert wird. Würde die Elektrische nicht im Minuten-Takt vorbeifahren, würde man nie auf den Gedanken kommen, dass wir uns im Stadtgebiet befinden. Also, kommen wir nochmal zu den Läden. Das Feilschen der Händler und Kunden übertönt sogar das Donnern der vorbeifahrenden Elektrischen. Man hört Deutsch, Ungarisch, Slawisch, aber auch Arabisch. Ein Mosaik der Reizwahrnehmung ließ mir noch auf, welches mir noch auf der Baščaršija stärker zum Ausdruck kommt. 

Zlatan Orucevic

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