Kunstakademie, 1918
Ich stehe vor der evangelischen Kirche, wir fühlen, wie die
Gottesfurcht in uns steigt. Es ist ein trüber und regnerischer Tag.
Spätseptember. Dennoch, diese Kirche ersetzt für uns die Sonne. Menschen kommen
aus der Kirche, deren Antlitz eine gewisse Ruhe ausstrahlt, jene Ruhe, die uns
die Vorkriegszeit erinnert. Von allen Seiten hört man den Zusammenfluss der
deutschen und ungarischen Sprache, und man denkt eigentlich, dass das alles nur
eine Sprache ist, weil die Unterschiede zwischen den Menschen aufgehoben
werden. Der Augenblick hat etwas Barockisches in sich: Zwei Gegensätze finden
zueinander. Hell und dunkel, laut und leise. Duft und Gestank. Nur das Innere
und Äußere der Kirche ähnelt einander.
Julia Fityo
Kunstakademie, 2018
Man sagt, dass dieses Gebäude allen Änderungen standhält. Und wir stehen davor und stellen die Behauptung überhaupt nicht in Frage. Es ist eines der wenigen Objekte, welches eine solch große Macht hat, dass man, wenn auch nur für kurze Zeit, seinen Kopf vom Smartphone hebt, um sich diese Pracht anzuschauen. Viele Menschen. Viele junge Menschen sieht man sowohl vor als als auch ins Gebäude gehen. Studenten. Nehmen wir mal an. Ein wundervoller Duft strömt an uns vorbei und wir fragen uns, liegt es an dem Gebäude, an den Menschen oder am Frühling. Denn, im Frühling ist alles schöner. Jedoch hören wir schnell mit dem Hinterfragen auf. Wir sitzen vor dem Gebäude weiter und schauen auf das Gebäude und es schaut auf uns. Vergangenes und Gegenwärtiges kommunizieren miteinander. Harmonie.
Dino Melić
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