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Erinnerungsspuren 1918-2018: Olympisches Museum




Olympisches Museum, 1918
Nachdem ich eine unheimlich lange Treppenreihe aufgegangen bin, stehe ich vor der Villa des Herrn Reiter. Riesengroß und prachtvoll, mit einer rötlichen Fassadenschicht. Der Herr hat es sich hier aber fein gemacht. Ein Balkon mit geschmückten Pfeilern, der ganz Sarajevo erfasst. Ich kann mir denken, dass man vom Balkon aus die Markthalle beobachten kann und, dass von da die Menschen wie Ameisen aussehen. Überhaupt bekomme ich hier gar nichts vom Menschenverkehr mit, hier und da eine Kutsche, reiche Österreicher die in und aus der Stadt fahren, die Pferde haben es schwer, vollgepackt mit Obst und Fleisch. Der Zeitwandel macht es Sarajevo zu schaffen, gebrochenes Deutsch ist tagtäglich an der Ordnung, es steht hervor aus der bosnischen Sprache wie die Villa aus den umgebenden grünen Großflächen, die so ein bisschen einem Fels in der Brandung ähneln. Mir wurde hier ganz klar die Grenze aufgewiesen, ein Zaun mit steinernen Pfeilern mit hochwertig geschmiedeten  Einfügen. Hier wird man sich der österreichischen Baukunst bewusst und der Unfähigkeit eine monumentale Kultur eigens zu nennen. Fenster mit seidener Beschmückung sind des Herrn Diener mit der einzigen Aufgabe, sein Leben, welches ich mir genau wie meins vorstelle, zu verhüten und verschleiern. Was können diese Egomanen schon anders und besser, wird da anders gegessen oder gehobener gesprochen? Ich glaube kaum, denn nur wir, wir, das Volk können über das Schicksal der Welt bestimmen und kein Haus und kein Zaun kann diese Tatsache ändern oder gar anfechten. Ich verstehe schon, dass man von hier das Geröll der Stadt nicht hört, natürlich auch kein Gefühl dafür hat, schön und ruhig hat man es hier, weit von den Menschen, nahe dem Himmel Gottes, eine Schwebe des Behagens. 

Haris Čavčić


Olympisches Museum, Oktober 2018
Ich bin zum Besuch nach Sarajewo gekommen. Man fühlt grade das reiche kulturelle und geschichtliche Erbe als man die Stadt betritt. Trotzdem hat ein Gebäude auf mich einen besonderen Eindruck gemacht, nämlich das Gebäude des Olympia-Museums. Es befindet sich direkt im Stadtzentrum, trotzdem sind nicht sehr viele Menschen in der Nähe zu sehen. Komisch! Hier verbinden sich zwei Kulturen – muslimische und katholische – weil das Gebäude sich zwischen zwei entsprechenden Schulen befindet. Hier herrscht eine besondere Atmosphäre, die nirgendwo mehr in der Stadt vorkommt.
Bisschen bin ich neidisch, dass ich nicht da reingehen kann. Ich kann mir nur vorstellen, was für ein schöner Blick auf die Stadt sich vom Balkon des Museums eröffnet.
Hier ist es leise. Ich fühle die Geschichte, die der stumme Zeuge der Vergangenheit widerspiegelt. Hier riecht und fühlt man nach dem Alten. Es mangelt mir an Worten, wie sehr ich das Museum mit seiner Atmosphäre mag. Und die wunderbare Sache ist, dass das nur ein kleiner Teil von großer bosnischer Kultur ist. Leider kann ich hier nicht für immer bleiben!

Volodymyr Mazurok



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